Im Zeitalter der digitalen Transformation, in dem wirtschaftliche Akteure mit komplexen regulatorischen Rahmenbedingungen konfrontiert sind und gleichzeitig nach effizienteren Abläufen streben, stellt der Vorschlag der Europäischen Kommission zur Einführung der European Business Wallet (EUBW) eine entscheidende Chance dar. Als führendes Unternehmen im Bereich Digital Trust Services und sichere digitale Transformation unterstützt Namirial diese Initiative mit Nachdruck – nicht nur als logische Weiterentwicklung des European Digital Identity Frameworks, sondern als echten Wendepunkt für Unternehmen in ganz Europa.
Dank unserer Positionierung als Qualified Trust Service Provider (QTSP) und als globaler Anbieter für sichere digitale Transaktionen bringen wir uns aktiv in die Gestaltung der EUBW ein – stets mit dem Ziel, die Bedürfnisse des Marktes, die politischen Vorgaben der EU und die technologische Umsetzbarkeit in Einklang zu bringen. In diesem Beitrag stellen wir unsere Vision dar, erklären die Hintergründe unseres Engagements und zeigen auf, wie die EUBW besonders kleinen und mittleren Unternehmen in Europa einen echten Mehrwert bieten kann.
Von Fragmentierung zu Einfachheit: Das Potenzial der European Business Wallet
Seit Jahren verlassen sich Unternehmen in Europa auf ein Flickwerk aus nationalen Systemen und digitalen Werkzeugen, die zwar hilfreich sind, aber nicht immer ausreichen, um alle Anwendungsfälle abzudecken – insbesondere bei grenzüberschreitenden Aktivitäten. Unterschiedliche nationale Benachrichtigungsdienste, Verwaltungsplattformen und uneinheitliche Anerkennung von Vollmachten und Nachweisen führen häufig zu Lücken und Ineffizienzen, die vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) belasten. Vor diesem Hintergrund hat die Europäische Kommission eine Gesetzesinitiative für die European Business Wallet angekündigt – erwartet bis Ende 2025, wie in der International Digital Strategy for the EU vom 5. Juni 2025 vorgesehen –, um diese Herausforderungen anzugehen und neue Chancen für ein nahtloses digitales Wirtschaften im gesamten Binnenmarkt zu schaffen.
Die European Business Wallet will hier einen Paradigmenwechsel einleiten. Aufbauend auf der aktualisierten eIDAS-Verordnung soll die EUBW als sichere, interoperable und cloudbasierte digitale Identitätslösung für juristische Personen und wirtschaftliche Akteure dienen. Sie ermöglicht es Unternehmen, sich eindeutig zu identifizieren, offizielle Mitteilungen zu empfangen und zu beantworten sowie überprüfbare Nachweise standardisiert EU-weit zu teilen.
Für Namirial ist die EUBW nicht nur ein weiteres digitales Werkzeug. Sie ist ein Eckpfeiler für ein agileres, inklusiveres und wettbewerbsfähigeres europäisches Wirtschaftsumfeld. Unser Ziel ist es, ein Wallet-Ökosystem mitzugestalten, das Unternehmen stärkt, statt sie zu belasten – und gleichzeitig Compliance, Transparenz und Effizienz in Geschäftsprozessen sicherstellt.
Warum Namirial an die EUBW glaubt
1. Einfachheit und Rechtswirksamkeit durch Vertretung
Ein zentraler Unterschied zwischen der European Business Wallet und der European Digital Identity Wallet (EUDIW) liegt in der Art des Identitätsinhabers. Während die EUDIW auf natürliche Personen ausgerichtet ist, wird die EUBW für juristische Personen sein. Denn Unternehmen handeln nicht selbstständig, sondern stets durch bevollmächtigte Personen.
Aufbauend auf unserer Erfahrung – etwa im Rahmen des italienischen SPID-Systems – betonen wir bei Namirial, dass digitale Unternehmensidentitäten stets an eine natürliche Person mit Vertretungsbefugnis geknüpft sein müssen. In Italien zeigte sich etwa, dass sich nur das SPID-Modell durchsetzte, das diese Verbindung klar herstellt (Typ 4: SPID Professional). Varianten ohne Zuordnung zu einer realen Person fanden kaum Anwendung.
Namirial setzt sich für ein EUBW-Modell ein, das diese geschäftliche Realität abbildet: Unternehmen müssen Wallets unter ihrer Kontrolle erstellen und verwalten können, mit delegierbaren Rollen und Verantwortlichkeiten, stets nachvollziehbar und authentifizierbar.
2. Im Einklang mit den EU-Prioritäten: Die “Competitiveness Compass”
L’iniziativa EUBW è perfettamente in linea con il Work Programme 2025 della Commissione e con il Competitiveness Compass, il piano per rafforzare la competitività europea, ridurre gli oneri Die EUBW ist Teil des Arbeitsprogramms der Europäischen Kommission 2025 und fest verankert im „Competitiveness Compass“ – einer strategischen Roadmap zur Stärkung der wirtschaftlichen Resilienz, zum Bürokratieabbau und zur Modernisierung digitaler Infrastrukturen.
Namirial betrachtet die EUBW als wirksames Instrument zur Umsetzung zentraler politischer Empfehlungen aus den Berichten von Draghi und Letta: Bürokratieabbau für Unternehmen und ein funktionierender digitaler Binnenmarkt.
Die EUBW kann:
- B2G- und B2B-Interaktionen wie Genehmigungen, Ausschreibungen und Compliance-Meldungen vereinfachen,
- B2B-Due-Diligence-Prozesse effizienter gestalten – z. B. durch digitale Nachweise von Vertretungsrechten oder Bonität,
- grenzüberschreitende Dienstleistungen für KMU erleichtern,
- Papierprozesse und nationale Insellösungen reduzieren – durch die Integration bestehender Vertrauensdienste wie qualifizierte elektronische Signaturen und Siegel, eArchivierung, sowie neue Instrumente wie den digitalen Produktpass oder eRechnungen im Rahmen der ViDA-Initiative.
Namirial bringt hier langjährige Erfahrung mit Vertrauensdiensten ein – von der elektronischen Signatur über Siegel, Zeitstempel, eZustellung bis hin zu eInvoicing – und gestaltet die Integration in die Wallet-Architektur praxisnah und rechtskonform.
3. Innovation durch marktorientierte Modelle
Im Gegensatz zur EUDIW, die als bürgerrechtliches Gut öffentlich finanziert wird, folgt die EUBW einer anderen Logik: Sie ist ein Business Enabler. Deshalb unterstützt Namirial ausdrücklich ein marktbasiertes Modell für die Wallet-Ausgabe und deren Nutzung.
Private Anbieter wie Namirial – als qualifizierter Vertrauensdiensteanbieter – sollen die Möglichkeit haben, Wallets zu entwickeln, die auf unterschiedliche Branchen, Unternehmensgrößen und Anwendungsfälle zugeschnitten sind. Eine modulare, offene Architektur schafft Raum für Innovationen: von digitalen Onboarding-Prozessen über automatisierte Vertragserstellung bis hin zu ESG-Reporting und regulatorischen Meldungen.
4. Nahtlose Integration mit eIDAS-Vertrauensdiensten
Die EUBW sollte nicht bei Null beginnen, sondern auf den bewährten und zertifizierten eIDAS-Diensten aufbauen. Als qualifizierter Anbieter u. a. für elektronische Zustelldienste (QeRDS), Signaturen und Siegel bringt Namirial die nötige Expertise für eine intelligente Verknüpfung der Wallet-Infrastruktur mit dem bestehenden Vertrauensrahmen mit.
Beispielsweise:
- QeRDS ermöglicht offizielle EU-weite Benachrichtigungen,
- QEAAs (Qualified Electronic Attestation of Attributes), also die Ausstellung qualifizierter elektronischer Attribute, können rechtskonform Vertretungsrechte, Zertifikate oder Genehmigungen abbilden,
- eArchivierung stellt die sichere und langfristige Speicherung geteilten Informationen sicher,
- eInvoicing wird durch die ViDA-Initiative EU-weit ausgerollt.
Mit diesen Funktionen wird die EUBW mehr als ein Container: Sie wird zum aktiven Ermöglicher rechtskonformer und überprüfbarer Geschäftsvorgänge – z. B. im Rahmen von KYB-Prozessen.
5. Angemessene Sicherheitsstufen für reale Anwendungsfälle
Namirial spricht sich für ein angemessenes Verhältnis zwischen Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit aus. Nicht jeder Geschäftsprozess erfordert das höchste Vertrauensniveau. Unsere Erfahrung zeigt, dass das Vertrauensniveau Substantiell in der Praxis sicher, effizient und skalierbar ist.
Ein pauschaler Zwang zum Vertrauensniveau Hoch würde besonders KMU und Kleinstunternehmen von der Nutzung abhalten. Stattdessen sollte das Vertrauensniveau Substantiell als Standard gelten, während höhere Niveaus spezifischen Hochrisikoanwendungen vorbehalten bleiben – z. B. im Finanzsektor oder bei kritischer Infrastruktur.
Mehr als Infrastruktur: Neue Chancen für Unternehmen
Für Namirial soll die EUBW nicht nur aktuelle Probleme lösen, sondern neue Chancen eröffnen. Eine gut konzipierte Wallet kann:
- Onboarding- und KYB-Prozesse automatisieren,
- Unternehmensnachweise tokenisieren, um sie in Lieferketten programmierbar und auditierbar zu machen,
- KMU den Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen erleichtern,
- Compliance-Prozesse durch KI-basierte Automatisierung unterstützen – etwa durch Vorbefüllung von Formularen, Auslösung von Warnmeldungen oder Validierung von Eingaben mithilfe zertifizierter Unternehmens-KI-Agenten.
Zweiter Paragraf: Attribute und Autoritative Register
Um Vertrauen, Rechtssicherheit und Automatisierung zu gewährleisten, muss die Business Wallet auf überprüften Attributen basieren, die von autoritativen Quellen ausgestellt werden. Diese Quellen sollten nicht nur die Erstellung von Nachweisen und die Registrierung der juristischen Personen ermöglichen, sondern auch die natürlichen Personen umfassen, die bevollmächtigt sind, sie zu vertreten. Noch wichtiger ist die Fähigkeit dieser autoritativen Quellen, kontinuierlich aktuelle Informationen bereitzustellen, sodass Änderungen – wie die Auflösung eines Unternehmens oder der Wechsel eines gesetzlichen Vertreters – in Echtzeit in den Wallet-Credentials abgebildet werden.
Namirial unterstützt ausdrücklich die strukturierte Integration von:
• Handelsregistern, um den rechtlichen Status einer Einheit und ihre Vertretungsbefugnisse zu verifizieren;
• Berufsregistern, um funktionsbezogene Attribute zu bestätigen (z. B. Steuerberater, Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer);
• Genehmigungen und Lizenzen, die von zuständigen nationalen oder branchenspezifischen Behörden ausgestellt werden;
• Finanzkennungen, einschließlich Umsatzsteuer-IDs, ESG-Bewertungen oder AML-Status.
Diese Attribute sollten durch Qualified Electronic Attestations of Attributes (QEAA) ausgedrückt und mit dem zukünftigen EU-Unternehmenszertifikat und der Digitalen Vollmacht, wie in der EU-Gesellschaftsrechtsrichtlinie (EU) 2025/25 vorgesehen, verknüpft werden. Die Sicherstellung dieser Verbindung mit Echtzeitdaten aus autoritativen Quellen ist entscheidend für Genauigkeit, Nachverfolgbarkeit und Vertrauen bei grenzüberschreitenden Geschäftstransaktionen.
Fazit: Jetzt ist der Moment
Die European Business Wallet ist eine einmalige Chance, das Wirtschaften im EU-Binnenmarkt einfacher, sicherer und digitaler zu gestalten. Sie unterstützt die politischen Ziele der Kommission: Bürokratieabbau, sichere grenzüberschreitende Abläufe und mehr Wettbewerbsfähigkeit – auch im globalen Kontext.
Namirial ist bereit, dazu beizutragen – nicht nur als Lösungsanbieter, sondern als aktiver Partner bei der Gestaltung regulatorischer und technologischer Grundlagen. Wir sind überzeugt: Ohne Einbindung der Wirtschaft kann die EUBW ihr Potenzial nicht entfalten. Ein gesundes Wettbewerbsumfeld, Innovationsanreize und die Nutzung bestehender Vertrauensdienste sind zentrale Erfolgsfaktoren.
Für uns ist die Wallet kein Selbstzweck – sie ist der Enabler. Der wahre Mehrwert liegt in den Services, Interaktionen und neuen Geschäftsmöglichkeiten, die sie europäischen Unternehmen eröffnen wird. Namirial ist stolz, diesen Weg mitzugestalten.
Deshalb verfolgen wir auch aufmerksam die im Rahmen der Single Market Strategy angekündigte Gesetzesinitiative zur Einführung der European Business Wallet – mit geplanten Legislativvorschlägen im 4. Quartal 2025. Wir haben an der öffentlichen Konsultation teilgenommen und waren beim Event Business Wallet for Trust EU in Brüssel vertreten.
Auch über das Portal „Have your say“ der Europäischen Kommission (link) konnten wir unsere Position einbringen. Bei Veranstaltungen wie TrustEU hatten wir die Gelegenheit, unsere Vision mit Schlüsselakteuren wie DG Connect, DG IT und DG Grow zu teilen. Dieses Engagement zeigt: Namirial ist bereit, einen aktiven Beitrag zur europäischen Digitalpolitik im Bereich Vertrauen und Identität zu leisten.