EUDI Wallet
Das European Digital Identity Wallet (EUDI Wallet oder EUDIW), vorgeschrieben durch die eIDAS 2.0-Verordnung (EU) 2024/1183, ist nicht nur eine Compliance-Anforderung, sondern ein strategischer Enabler für innovative Akteure im Finanzsektor. Bis 2026 muss jeder EU-Mitgliedstaat seinen Bürgerinnen und Bürgern ein digitales Identitäts-Wallet zur Verfügung stellen.
Die eIDAS-Verordnung (Artikel 5f) verpflichtet regulierte Einrichtungen, einschließlich Finanzinstitute, bis zum 24. Dezember 2027 das EUDI Wallet als Authentifizierungsmethode für Know Your Customer (KYC)-Prozesse zu unterstützen. Folglich müssen alle EU-Mitgliedstaaten den Bürgerinnen und Bürgern mindestens ein digitales Wallet bereitstellen und damit die derzeit verfügbaren eID-Systeme in Europa übertreffen, wie z. B. itsme (Belgien), SPID (Italien), German eID (Deutschland), BankID, Clave (Spanien) und FranceConnect+ / La Poste Digital Identity (Frankreich).
Darüber hinaus wird derzeit über die Integration von Zahlungsfunktionen, wie einem digitalen Euro, in das Wallet diskutiert, was seine Relevanz weiter erhöht.
Aktuelle Herausforderungen
Banken sehen sich heute steigenden Onboarding-Kosten, Betrugsrisiken und regulatorischem Druck gegenüber, während Kundinnen und Kunden schnellere und nahtlose digitale Erfahrungen erwarten. Die Balance zwischen Compliance, Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit in verschiedenen EU-Märkten ist zu einer erheblichen Wachstumsbremse geworden.
- Onboarding & KYC: Das Hochladen von Ausweisdokumenten, Selfies, AML- und Dokumentenprüfungen verlangsamt die Kontoeröffnung.
- Zahlungen & Sicherheit: Zahlungen sicher abwickeln und Abbrüche sowie Betrugsrisiken reduzieren.
- Komplexität bei grenzüberschreitendem Geschäft: Jeder Markt bringt unterschiedliche Compliance-Hürden für Identitätsprüfungen und Kreditvergabe mit sich.
- Wettbewerbsdruck: Traditionelle Banken und aufstrebende FinTechs bereiten sich auf die EUDIW-Integration vor.
Das EUDI Wallet als Wachstumskatalysator
Die Einführung des EUDI Wallet wird den Finanzsektor grundlegend verändern. Für Institutionen bietet es die Chance, das Onboarding der Kundschaft neu zu gestalten, Vertrauen durch sichere digitale Identitäten zu stärken und Dienstleistungen nahtlos in der gesamten EU anzubieten. Es ist zweifellos ein Wachstumstreiber.
Doch jede Chance hat ihren Preis. Die Bereitstellung von EUDI-Wallet-Diensten erfordert die Beherrschung neuer Technologien, das Mitgehen mit schnelllebigen Vorschriften und die Gewährleistung der Interoperabilität über mehrere Länder hinweg. Außerdem bedeutet es, geeignete Fachkräfte zu finden und zu halten, die über die Kombination von Fähigkeiten verfügen, um eine so kritische Infrastruktur zu entwerfen, zu betreiben und kontinuierlich zu aktualisieren. Für viele Finanzinstitute besteht die Gefahr, dass diese Anforderungen Energie und Ressourcen von den eigentlichen Prioritäten abziehen: Kundschaft bedienen, Produkte innovieren und in wettbewerbsintensiven Märkten wachsen.
Daher ist die Wahl des Partners entscheidend. Anstatt die Komplexität allein zu tragen, können Finanzinstitute auf eine paneuropäische Gruppe vertrauen, die auf die Bereitstellung regulierter digitaler Vertrauensdienste in großem Maßstab spezialisiert ist. Eine Plattform wie die Namirial Wallet Platform bietet die SDKs, APIs und Infrastruktur, um das gesamte EUDIW-Ökosystem zu erschließen – ohne dass die Institute alles von Grund auf selbst neu aufbauen und betreiben müssen.
So wird das EUDI Wallet nicht zur regulatorischen Last, sondern zum Wachstumstreiber. Mit dem richtigen Partner können sich Finanzinstitute auf das Wesentliche konzentrieren und gleichzeitig auf die Expertise derjenigen zurückgreifen, die Compliance, Zuverlässigkeit und Innovation in ganz Europa sicherstellen.

Die Einführung des EUDI Wallet wird mehrere zentrale Aspekte des Finanzsektors transformieren.
- KYC & Onboarding: Finanzinstitute erhalten sofort verifizierte und manipulationssichere Identitätsdaten, die direkt von staatlichen Quellen bereitgestellt werden. Kundinnen und Kunden können europaweit verifiziert werden.
- Strong Customer Authentication (SCA): Ein Credential namens „Payment Attestation“ verknüpft Transaktionsdetails kryptografisch mit dem Authentifizierungsprozess und verhindert Betrug.
- Verifiable Attribute Attestations (QEAA): Rechtlich anerkannte digitale Bescheinigungen, die im EUDI Wallet gespeichert sind und bestimmte Attribute wie Einkommen, Adresse oder Berufsstatus bestätigen. Die Akzeptanz von QEAA ermöglicht es Finanzinstituten, Kundeninformationen schnell und zuverlässig für Prozesse wie Kreditvergabe oder Scoring zu überprüfen. Durch das Ausstellen eigener QEAA können Kundinnen und Kunden validierte Daten bei Partnerdiensten wiederverwenden.
- Qualifizierte elektronische Signatur (QES): Ermöglicht Institutionen, sich auf Qualifizierte Vertrauensdienste zu verlassen und verifizierte Credentials zur Vereinfachung der Identifizierung bei der Ausstellung qualifizierter Zertifikate zu nutzen.
EUDI-Funktionalitäten und strategischer Wert

Das EUDI Wallet ermöglicht die Speicherung und Verifizierung einer Vielzahl von Attributen – von Berufsqualifikationen bis Einkommen – und bietet Institutionen die Grundlage, neue, vertrauenswürdige Produkte zu entwickeln, die über das traditionelle Angebot hinausgehen. So können Finanzinstitute zu echten Hubs werden, die Identitätsmanagement mit Finanzdienstleistungen kombinieren und den Alltag der Kundschaft über einen einzigen, vertrauenswürdigen Zugangspunkt vereinfachen. Gleichzeitig ermöglichen verifizierte Attribute personalisierte Services und schnelleren Zugriff auf Produkte wie Mikrokredite, Hypotheken oder Kartenausgaben, wodurch Reibungsverluste für Kundinnen, Kunden und Institute reduziert werden.
Ein zentraler Credential-Hub auf Konsortialbasis
Derzeit operieren Banken und andere Finanzdienstleister in einer fragmentierten Landschaft der Identitätsprüfung und Authentifizierung. Jedes Institut muss eigene KYC- und AML-Systeme betreiben, Onboarding-Prozesse entwickeln und separate Infrastrukturen für Kundenprüfungen unterhalten.
Das EUDI Wallet löst diese Probleme nicht automatisch. Vielmehr erfordert es die Einführung neuer Technologien, Standards und Compliance-Rahmen, die spezielles Fachwissen voraussetzen. Der Aufbau und die Wartung konformer Wallet-Infrastrukturen sind ressourcenintensiv.
Für die meisten Institute stellt sich daher nicht die Frage, ob sie das EUDI Wallet einführen sollen, sondern wie sie es auf eine Weise implementieren können, die den größtmöglichen Wert liefert, ohne Kosten und Ablenkung durch die Neuerfindung des Rads zu verursachen.
Credential-Hub-Modell
Ein besonders vielversprechender Ansatz für Finanzinstitute ist die Schaffung eines zentralen Credential-Hubs auf Konsortialbasis.
In diesem Modell arbeiten mehrere Banken unter einem gemeinsamen Rahmen zusammen. Jede Bank, Sparkasse oder Finanzinstitution integriert ein standardisiertes SDK in ihre mobile oder Webanwendung und verwandelt diese effektiv in ein konformes EUDI Wallet. Für die Kundschaft ist die Erfahrung nahtlos: Die Bank-App wird zum Wallet, während die Credentials im Hintergrund sicher verwaltet werden.
Die zentrale Innovation liegt im gemeinsamen WSCD-Backend. Credentials, die von einer Institution innerhalb des Konsortiums ausgegeben werden, sind sofort bei allen anderen verfügbar. Für Kundinnen und Kunden bedeutet dies: Wenn jemand Credentials von Bank A erhält, stehen diese sofort auch in der App von Bank B zur Verfügung. Kein wiederholtes Onboarding, keine redundanten Dokumentenprüfungen – nur ein reibungsloses Erlebnis. Die Credentials können auch kombiniert werden, wobei Attribute von verschiedenen Parteien zu einem stärkeren, vollständigen Identitätsprofil zusammengeführt werden. Die Kundinnen und Kunden könnten Einkommensnachweise einer Bank mit Adressnachweisen eines Energieversorgers kombinieren, um ein vollständigeres Profil zu erstellen, das den Zugang zu neuen Produkten wie Krediten, Hypotheken oder Versicherungen ermöglicht.
Für Finanzinstitute ergeben sich doppelte Vorteile: Erstens behält jede Bank die Kontrolle über das Wallet-Frontend und die Kundenbeziehung, wodurch Markenwert und Kundenbindung geschützt werden. Zweitens reduziert die gemeinsame Infrastruktur Doppelarbeit, verteilt Zertifizierungs- und Sicherheitskosten auf das Konsortium und gewährleistet die volle Übereinstimmung mit dem EU-Architecture-Reference-Framework (ARF).
Auch Telekommunikations- und Versorgungsunternehmen könnten dem Konsortium beitreten, das Ökosystem erweitern und dieselben Credentials in mehreren Branchen wiederverwendbar machen. Das Ergebnis: ein branchenübergreifendes Hub für digitale Identität und Attribute, das Interaktionen für Unternehmen und Verbraucherinnen und Verbraucher radikal vereinfacht.
Ein neues Monetarisierungsmodell
Der wahre Wert dieser Architektur liegt in der Möglichkeit, ein Geschäftsmodell zu schaffen, das nicht nur konform, sondern auch hoch skalierbar und profitabel ist.
- Reibungsloses Onboarding: Nutzende können sich sofort bei jedem Konsortiumsmitglied anmelden, indem sie bereits ausgestellte Credentials verwenden, was Abbruchraten und Onboarding-Kosten drastisch senkt.
- Wiederverwendung von Credentials: Credentials von Banken, Telekommunikations- und Versorgungsunternehmen können aggregiert werden, wodurch reichhaltigere Multi-Issuer-Trust-Szenarien entstehen.
- Nutzerbindung & Markenautonomie: Jedes Unternehmen behält seine eigene Wallet-App und Nutzerbasis, profitiert jedoch von gemeinsamer Infrastruktur und Interoperabilität.
- Marktexpansion: Vereinfachung des grenzüberschreitenden und branchenübergreifenden Onboardings, Unterstützung von schnellem Wachstum und neuen Produkteinführungen.
- Monetarisierung der Verifizierung: Das Konsortium kann eine geringe Gebühr für jede sofortige, hochsichere Verifizierung bei den „Relying Parties“ (Banken und Unternehmen, die die Credentials akzeptieren) erheben.
Abschließende Überlegungen
Die Namirial Wallet Platform ist auf Interoperabilität ausgelegt und unterstützt den nahtlosen Austausch und die Überprüfung von Credentials zwischen allen Konsortiumsmitgliedern. Mit der Weiterentwicklung des EUDI-Ökosystems gewährleistet Namirials kontinuierliches Investment in Technologie und Compliance, dass Partner stets einen Schritt voraus sind und auf neue Anforderungen und Chancen reagieren können.
Das Konsortium-Modell eröffnet neue Monetarisierungsstrategien, von der sofortigen Verifizierung bis hin zu gebündelten branchenübergreifenden Produkten. Durch die Aggregation von Credentials aus Banken, Telekommunikations- und Versorgungsunternehmen können Partner ihren Kundinnen und Kunden einen einzigen, vertrauenswürdigen Zugangspunkt zu einer Vielzahl von Dienstleistungen bieten, das Kundenerlebnis verbessern und Raum für innovative Geschäftsmodelle und Partnerschaften schaffen.